OMAN 2
Es war Freitag und das bedeutet in der arabischen Welt Sonntag, also Wochenende.
Entsprechend gut besucht war das Wadi.
Nach einer Stärkungspause wanderten wir entlang des Wassers in Richtung Höhle.
Am späten Nachmittag verließen wir das Wadi, denn ein geeigneter Übernachtungsplatz sollte noch vor
Einbruch der Dunkelheit gefunden werden. In Maqal, nicht weit vom Wadi entfernt, fanden wir mitten im Ort
und direkt neben einer Moschee einen geeigneten Platz.
Neben einer Moschee zu zelten hat einige Vorteile, denn die Gotteshäuser verfügen über Wasser und
Toiletten. Nachdem unser Lager hergerichtet war, besorgten wir im nahegelegenen Supermarkt noch einige
Dinge fürs tägliche Leben. Plötzlich wurde die Stille durch ein lautes Hupkonzert unterbrochen.
Ein Autokonvoi bog um die Ecke. Eine Hochzeitsgesellschaft fuhr zur Feier. Jürgen, neugierig wie er ist,
musste natürlich dort hin. Vielleicht erlebt man ja wieder etwas. Von der Feier konnte er nicht viel sehen.
Der Innenhof war mit Teppichen ausgelegt, auf dem die Gäste saßen. An der Stirnseite des Hofes standen ein
paar festlich gekleidete Frauen. Welche nun die Braut war, konnte er nicht ausmachen. Sie boten ihm etwas
zu essen an! Es gab Gemüsereis mit Hühnchen. Nein danke, Jürgen hatte schon zu Abend gegessen und war
satt.
Ein letztes Mal für heute brüllte der Muezzin und dann war Ruhe und Zeit zum Schlafengehen.
Am heutigen Tag sollte unser Auto von Dreck und Staub befreit werden. Das Autowaschen kostet viel Zeit.
Wird doch alles mit der Hand gewaschen. Erst wird ausgiebig mit Wasser gespritzt, dann Lappen grün, dann
wieder viel Wasser und dann kommt Lappen blau zum Einsatz. So zieht sich das Ritual eine Stunde hin.
Jürgen überbrückte die Zeit, indem er mit den Handwerkern der Nachbarschaft Kontakt aufnahm.
Voller Stolz zeigten sie ihre Produkte. Alles musste natürlich zur Erinnerung fotografiert werden. Petra hätte
am liebsten dem Autowäscher den Putzlappen weggenommen. Aber der zog unbeirrt, mit einer stoischen
Ruhe sein Waschprogramm durch. Mit einem blitzenden Auto setzten wir unsere Reise fort.
Sur, am Arabischen Meer war schnell erreicht. Die Dhauwerft
war unser Ziel, denn bei unserem ersten Besuch hatten wir diese gedanklich gar nicht beachtet. Die Werft
verfügt nicht über eine schwimmende Dockanlage, sondern die Boote werden am Ufer gebaut. Gesichert sind
sie durch einfache Holzgerüste. Die Schiffe werden ohne Maschinen in liebevoller, aber mühseliger
Handarbeit gefertigt. Es geschieht alles nach Augenmaß, Baupläne gibt es nicht.
An dem langen Sandstrand von Fins fanden wir unseren nächsten Schlafplatz. In der Dunkelheit konnten wir
ein außergewöhnliches Naturschauspiel beobachten. Die Wellenkämme leuchteten immer wieder in einem
hellen Grün. Petra meinte schon, es wären wohl die Vorboten vom nächsten Tsumani. Aber was war
geschehen und wie funktioniert es wirklich? Zunächst muss das Salzwasser tief, reich an Nährstoffen und
geschützt sein. Dann ist es das Meeresplankton, das für die Beleuchtung sorgt. Chemische Prozesse führen
dazu, dass die Organismen ruckartig Licht aussenden, welches das umliegende Wasser illuminiert. Ausgelöst
wird das Leuchten durch Bewegung, wie in unserem Fall durch Wellen. Es werden dann blitzartige
elektrische Eruptionen ausgelöst. Wir waren fasziniert und konnten uns an dem sehr seltenen Schauspiel
nicht sattsehen.
Heute wollten wir wieder nach Muscat, allerdings mit einem Zwischenstopp in Dibab. Dibab war zügig
erreicht und der Hawiyat Najm Park mit dem Bimmak Sinkhole
schnell gefunden. In dem smaragdgrünen Wasser der Einsturzdoline ist Baden erlaubt. Nach einem kurzen
Besuch setzten wir unsere Fahrt auf der Autobahn Richtung Muscat fort. Überhaupt ist das Fahren im Oman
völlige entspannt. Die Omanis sind rücksichtsvolle Autofahrer, das Straßennetz ist hervorragend und
beispielhaft ausgebaut. Wenn man nicht unbedingt Piste und in die Wüste fahren möchte, ist ein Allrad nicht
von Nöten. Ein normaler PKW tut es auch. Auch das Tanken tut nicht weh, denn ein Liter Diesel oder Super
liegt umgerechnet bei 0,25 €.
Am späten Nachmittag angekommen, bezogen wir für zwei Nächte ein gutes und preiswertes Hotel. Bei dem
um die Ecke liegenden Türken aßen wir zu Abend. Lecker, lecker!! Wie wir später erfuhren, soll es das beste
Restaurant von Muscat sein.
Den Großteil des nächsten Tages verbrachten wir mit unseren Freunden und halfen beim Umzug in ihre neue
Wohnung. Ein gemeinsames Grillen auf der großzügigen Dachterrasse beendete den Abend.
Aber, es hieß schon wieder wieder Abschied nehmen, denn wir wollten heute in das 150 km entfernte
Nizwa fahren. Die N 15 ist eine gut ausgebaute Autobahn und in Birkat al Marz war unser erster
Zwischenstopp. Rechts begleitete uns das mächtige und bis zu 3000 m hohe Hajar Al-Gharbi-Gebirge. Wie
ein Riegel schiebt er sich zwischen die Küstenebene Batinah und die Wüsten Innerarabiens. Das Gebirge
erstreckt sich 600 km bis zu Halbinsel Musadam im Norden. In Birkat al-Mauz wollten wir das kleine Fort
besuchen, doch es war leider geschlossen. Die eingesparte Zeit verbrachte Jürgen beim Frisör, für 5 € bekam
er einen recht ordentlichen Haarschnitt verpasst. Mit dem Hotel Safari, vor den Toren von Nizwa, fanden wir
ein ordentliches Hotel, sodass wir uns gleich für 2 Tage einquartierten. Übrigens: Hotel- und Taxipreise sind
unbedingt immer verhandelbar. Ein Muss, um einige Rial sparen zu können.
Nizwa empfängt den Besucher mit einem großen Eingangstor.
Die Stadt zählt rund 90.000 Einwohner und besticht durch viel orientalisches Flair, der monumentalen
Festung und des großen Souqs, sowie der traditionellen Lehmhäuser.
Erst besichtigten wir das schon von weitem zu sehende Fort.
Überragt wird das Fort von einem 30 m hohen und im Durchmesser 36 m breiten Festungsturm, der größte
und mächtigste im Oman.
Der zentrale Festungsturm wurde in den Jahren 1649-1661 gebaut. In den ehemaligen Gefängnisräumen
erwartet den Besuchern eine umfangreiche Multimediaausstellung zur Geschichte und Tradition Nizwas.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Forts und der Sultan Qaboos Moschee
liegt der Souq.
Berühmt ist der Souq für seinen Silberschmuck und den traditionellen Krummdolchen (Khanjar) ,
die für 100-150 Rial den Besitzer wechseln. Auch andere Waren wie Kupfergefäße, Ton- und Lederwaren,
Stoffe, Obst und Gemüse findet man hier.
Die Händler sind sehr zurückhaltend, aber sehr freundlich und beraten gut und gerne. Nach so viel Lauferei
und Besichtigungen spürten wir unseren Magen. Hunger machte sich bemerkbar! Petra bekam den Tipp für
ein stilvolles und traditionelles Restaurant,
gleich gegenüber der Moschee. Wir waren sprachlos, denn das hatten wir nicht erwartet. Hier stimmte alles,
deswegen lassen wir die Bilder sprechen.
Wenn ihr einen Lulu-Hypermarkt findet, müsst ihr dort einkaufen, war der Ratschlag von unseren Freunden.
Und… natürlich entdeckten wir einen! Er lag genau gegenüber von unserem Hotel. Zu Fuß zu erreichen.
Also, nichts wie hin! Wenn man den klimatisierten Markt betritt, fällt einem sofort die Kinderlandschaft
auf. Eltern, die in Ruhe einkaufen wollen, drücken ihren Nachwuchs ein paar Rial in die Hand, und schon
sind die Kinder für Stunden in einer gigantischen Spiellandschaft beschäftigt. Bislang haben wir schon
Einiges zu sehen bekommen. Aber so einen Supermarkt haben wir nicht unbedingt erwartet. Es gibt hier alles
im Überfluss. 387, 391 Obst, Gemüse, von dem wir vorher noch nie hörten oder sahen, fangfrischer Fisch
aus den Tiefen des nahen Meeres, Käse, Fleisch, frisch hergerichtete Salate, eben alles. Viele Produkte
kommen aus Deutschland. Mit dem Nötigsten deckten wir uns ein und verließen nach zwei Stunden den
Markt.
Gut ausgeruht machten wir uns heute auf den Weg zum oberen Saiq-Plateau.
Eine 35 km lange, aber sehr kurvenreiche und teilweise extrem steile Straße führt zum Plateau, wo die Straße
auch endet. Bevor es bergig wird erfolgt eine Polizeikontrolle, die der eigenen Sicherheit dient. Name des
Fahrers und Fahrzeugtyp, sowie Kennzeichen werden registriert. Mit dem Hinweis beim Herunterfahren des
Berges Allrad einzuschalten, wurden wir freundlich verabschiedet. Immer wieder hielten wir an,
fotografierten und genossen die wilde Landschaft mit dem zerklüfteten Hajar-Gharbi-Gebirge.
Je höher wir kamen, desto spröder wurde die Gebirgslandschaft. Harte Winter und heftige Stürme lassen hier
alte knorrige wilde Olivenbäume und Wachholderbäume mit knotiger Rinde wachsen. Leider werden auf
dem Plateau, wie übrigens sehr viel im Land, große Hotels gebaut. Die schöne Aussicht kann man aus dem
Garten des Hotels Jebel Akhdhar genießen.
Ohne Probleme bekamen wir vom freundlichen Hotelmanager die Erlaubnis das Hotel und den
wunderschönen Garten mit Pool zu besichtigen. Für Wanderer lohnt sich hier ein mehrtägiger Aufenthalt. Die
nicht ganz ungefährliche Abfahrt endete nach 1 Stunde in Birkat al Mauz.
Die große Oase Bahla
415 liegt sozusagen um die Ecke und war schnell erreicht. Bahla ist eine Oasensiedlung des islamischen
Mittelalters. Reste der zwölf Kilometer langen Stadtmauer
durchziehen die Palmengärten. Geprägt wird die Oase von einer der ältesten und bekanntesten Festungen
Omans.
1987 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Ein Vierteljahrhundert ist die Festung sehr
aufwendig restauriert worden. Die Restaurierung erfolgte nach herkömmlichen Techniken und als
Baumaterial wurde ausschließlich Lehm verwendet. Dicke Lehmwände lassen keine Hitze in die Räume
eindringen.
Im benachbarten Souq ist jeden Donnerstag und Freitag frühmorgens ein Tiermarkt.
Händler aus der näheren Umgebung verkaufen mit viel Geschrei ihre Ziegen, die teilweise vor Angst
zitterten und vor Aufregung köttelten.
Ein spannendes Erlebnis!!
Nach dem Tiermarkt frühstückten wir in unserem Hotelzimmer und brachen anschließen zu dem kleinen
Dorf Misfat Al-Abriygin (Misfah) auf. Ab Al-Hamra geht es über Serpentinen bis zum Ende der Straße nach
Misfah. Mit dem Auto ist das kleine Dorf nicht zu befahren. Viel zu eng und zu steil sind die Gassen. Man
hat schon Mühe zu Fuß die großen Stufen mit den glatten Steinen zu bewältigen. Trotz der Mühe ist ein
Besuch sehr lohnenswert. Wie ein großes Nest kleben die ockerfarbenen Häuser an den Felsen.
Aufgelockert wird das Dorf durch die vielen grünen Terrassengärten. Der Falay-Kanal, der sich durch das
gesamte Dorf zieht, bewässert die Dattelpalmen, die hier sehr üppig wachsen. Der Kanal ist die Lebensader
der Dorfbewohner. Im Kanal wird Wäsche gewaschen und die Kinder werden dort gebadet. Allerdings ist bei
diesem Schauspiel der Zutritt für Männer nicht gestattet.
Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel kauften wir in einem kleinen Lebensmittelmarkt Obst und Brot, sowie
Joghurt ein. (Mangos für 0,60 €)!! Lecker, lecker!! Unser Abendbrot nahmen wir wieder im Hotelzimmer
ein. Da das Zimmer über einen Balkon, mit herrlicher Aussicht auf die nachts beleuchtete Moschee verfügte,
wollten wir auf dem Balkon zu Abend essen. Das Hotel war erst Zwei Jahre alt, aber Petra traute dem Braten
oder besser gesagt, der omanischen Baukunst, nicht. Während Jürgen auf dem 1 m breiten und 3 m langen
Balkon saß, zog es Petra vor in der Balkontür zu sitzen. Sie saß sozusagen im sicheren Zimmer. Petra hielt es
für nicht ausgeschlossen, das der Balkon sich vom Gebäude löst und herabstürzt. Nichts ist passiert und
Jürgen genoss beim Abendessen die vielen Lichter der Stadt.
Unser nächstes Reiseziel hat seinen Namen von einem Dämonen. Es ist ein Rätsel warum das Wadi Ghul und
das verlassene Dorf diesen seltsamen Namen tragen. Wie Bienenwaben kleben die verlassenen Lehmbauten
hinter einem grünen Palmengürtel am Felsen.
Die Dorfbewohner wohnen längst in neueren Häusern in unmittelbarer Nähe ihrer alten Heimat. Drei
geschäftstüchtige Jungen verwickelten Petra in ein Gespräch und verkauften ganz nebenbei geflochtene Arm-
und Schlüsselbänder. 466 Natürlich nahmen wir den Jungs einige ihrer Handarbeiten ab. Eine Fahrt ins Wadi
beendete anschließen den Besuch. Von hier ging es auf Nebenstraßen
zum Jebel Shams, der mit etwas über 3000 m höchste Berg Omans. Es war eine interessante Fahrt zum
Jebel Shams, denn immer wieder durchfuhren wir kleine Dörfer mit grünen Gärten und waren beeindruckt
von den tiefen Einschnitten im Al-Jebal-al-Akhdar-Massiv.
Nach einigen Kilometern flotter Fahrt endete die Asphaltstraße. Die restliche Fahrzeit bis zum Plateau des
Jebel Shams führte uns über eine harte und staubige Wellblechpiste.
Wir befanden uns in einer der beeindruckenden Landschaften des Omans.
Für Fotostopps unterbrachen wir immer wieder die Fahrt. Das Wadi Nakhar ist wie ein gewaltiger Canyon,
dessen Wände 1000 m steil abfallen. Den Gipfel des Jebel Shams kann man gut an seiner kuppelförmigen
Radarstation erkennen. In 2000 m Höhe, im Jebel Shams Resort, bauten wir unter einem Schattendach unser
Zelt auf.
Nach der Mittagshitze erkundeten wir für zwei Stunden das imposante Wadi.